Modellprojekt

Das Modellprojekt „Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gefördert. Es ist auf fünf Jahre ausgerichtet und gliedert sich in zwei Projektphasen. Ziel ist es, die Kompetenzen von Fachkräften in Kitas aus Ostwestfalen-Lippe zum Thema Partizipation zu stärken. Dabei baut das Projekt auf bereits bestehende Erkenntnisse aus anderen Projekten aus ganz Deutschland auf. 
Haus Neuland bietet seit vielen Jahren Seminare und Fortbildungen für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen an. Im Gespräch mit Pädagog*innen und Erzieher*innen wurde deutlich, dass es einen großen Bedarf in der Unterstützung von Kitas bei der Umsetzung ihrer Partizipationskonzepte gibt.
 

Jedes Kind hat das Recht auf Selbst- und Mitbestimmung in Fragen, die das eigene Leben betreffen. Und zwar ohne Alterseinschränkung. Daher ist Partizipation nicht nur im Kinderbildungsgesetz verankert und für jede Kita verpflichtend, sondern bereits jetzt Alltag in vielen Kindertageseinrichtungen.
Doch wie können Fachkräfte gleichzeitig jedes Kind optimal fördern, ihrer Fürsorgepflicht nachkommen und die Kinder im Kita-Alltag beteiligen? Viele Fachkräfte sehen diese Aufgabe als Zusatzbelastung in ihrem sowieso stark gewandelten Berufsfeld an. Geht das nicht auch anders? Wie kann Partizipation im Kita-Alltag gelingen, ohne die Erzieher*innen zusätzlich zu belasten? Dieser Frage geht das Modellprojekt nach.
 

Die erste Projektphase (2020-2022) ist im Januar gestartet. Am 27.05.2020 findet ein Fachtag im Haus Neuland in Bielefeld statt. In Fachvorträgen und Workshops wird das Thema „Partizipation in der Kita“ aus den Perspektiven von Kindern, Eltern und Fachkräften beleuchtet. 

Karte OWL / Kita-Standorte

Bereits im Februar wurden Kitas aus Ostwestfalen-Lippe aufgerufen, sich für das Modellprojekt zu bewerben. Dabei hat sich gezeigt: Partizipation wird bereits überall gelebt – in unterschiedlicher Art und Intensität. Viele Kitas wünschen sich professionelle Unterstützung auf dem Weg hin zu einer partizipativen Kita.

Wir haben zehn der Kitas eingeladen, ihre Türen für uns zu öffnen und sich zwei Jahre lang in der Entwicklung zu einer partizipativen Kita begleiten zu lassen. Erfahrene Coaches unterstützen ab der zweiten Jahreshälfte 2020 das gesamte Kita-Team dabei, für die eigene Kita individuelle Lösungen für eine gelungene Partizipation zu finden. Über den Zeitraum von zwei Jahren werden individuelle Lösungen für den Kita-Alltag entwickelt. Dabei beschäftigt sich das Team nicht nur mit den Kindern und ihren Wünschen – auch die Eltern werden mit einbezogen. 

Parallel dazu nehmen aus jeder Kita bis zu zwei Fachkräfte an der Zertifikatsfortbildung zur „Fachkraft für Partizipationsprozesse in der Kita“ teil. In vier Modulen wird Fach- und Handlungswissen vermittelt. Darüber hinaus sollen die Fachkräfte erlernen, argumentativ Eltern und Kolleg*innen von der Notwendigkeit partizipativen Handelns zu überzeugen. Die Fortbildung bietet also nicht nur fundiertes Wissen, um nachhaltig Partizipation in die Kitas zu tragen, sondern gibt den Fachkräften auch Gelegenheit, im Austausch mit anderen Pädagog*innen die eigene Position zu stärken.

Nach den zwei Jahren erwerben alle Kitas das „GÜTESIEGEL PARTIZIPATIVE KITA“, das Haus Neuland im Rahmen des Modellprojekts vergibt. Lesen Sie hier mehr dazu.

Lernen Sie auch die 10 Modell-Kitas besser kennen. 

Ab Mitte des Jahres 2022 beginnt dann die zweite Projektphase: erneut haben 10 Kitas aus Ostwestfalen-Lippe die Möglichkeit, sich auf dem Weg zur PARTIZIPATIVEN KITA begleiten zu lassen. Der Auswahlprozess für die zweite Projektphase beginnt voraussichtlich im Jahr 2022. Kitas haben die Möglichkeit, ihr Interesse an einer Teilnahme im Projekt formlos per Mail an das Projektteam zu bekunden. Zu gegebener Zeit werden die interessierten Kitas dann per Mail sowie an dieser Stelle über das Auswahlverfahren informiert.

Das Modellprojekt „Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an“ wird begleitet von informativen Fachtagen und endet im Jahr 2024. 

 

„Demokratie bleibt lebendig und wird lebendiger,
wenn jede und jeder Einzelne sie aktiv mitgestaltet.
Deswegen rufe ich alle auf:
Leben Sie Demokratie im Alltag!“

Franziska Giffey, Bundesfamilienministerin

 

Das Bundesförderprogramm Demokratie leben! existiert seit dem Jahr 2015 und ist mit Beginn des Jahres 2020 in die zweite Förderperiode gestartet. Für den Zeitraum von fünf Jahren unterstützt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nun erneut zivilgesellschaftliches Engagement für Demokratie und stellt sich gegen jede Form von Extremismus. Institutionen aus ganz Deutschland haben sich mit Projekten beworben, die Demokratie fördern, Vielfalt gestalten oder Extremismus vorbeugen wollen. Dies sind auch die Kernziele der aktuellen Förderperiode 2020-2024. 

Das Modellprojekt „Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an“ im Haus Neuland ist angegliedert im Handlungsfeld Demokratieförderung, welches sich untergliedert in Demokratieförderung im Kindesalter und Demokratieförderung im Jugend- und Erwachsenenalter. Unser Modellprojekt ist eines von acht Projekten in ganz Deutschland, das sich mit der Demokratieförderung im Kindesalter beschäftigt. 

Ziel aller Modellprojekte in Demokratie leben! ist es, innovative Ansätze für die Gestaltung der Demokratie und für die Extremismusprävention zu entwickeln und zu erproben. Dabei werden die Projekte von bundesweiten Kompetenzzentren wissenschaftlich unterstützt, um eine hohe Qualität zu gewährleisten. Der Austausch im Netzwerk hilft außerdem dabei, die Modellprojekte übertragbar auf andere Orte und Einrichtungen zu machen.

Interessieren Sie sich auch für die anderen Projekte in Demokratie leben!? Hier gelangen Sie zur Seite des Bundesförderprogramms.
 

Logo Demokratie Leben

Die teilnehmenden Kitas im Projekt „Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an“ werden über fast zwei Jahre lang von professionellen Coaches und Referentinnen begleitet. Derzeit bilden vier Frauen das erfahrene Coaching-Team, welches wir hier gerne vorstellen möchten.

 

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Anja Klostermann

Ich arbeite seit vielen Jahren freiberuflich als Master- und Lehrcoach, Supervisorin und Weiterbildnerin in unterschiedlichen sozialen und pädagogischen Einrichtungen. Meine Zusatzqualifikationen in Musiktherapie und Tanz- und Theaterpädagogik geben mir wertvolle Impulse für die Arbeitsbereiche. Zudem begleite ich (Allein-) Erziehende in unterschiedlichen Projekten. Einer meiner thematischen Schwerpunkte ist seit vielen Jahren die Aus- und Weiterbildung, sowie die Begleitung pädagogischer Fachkräfte und Teams in Kindertageseinrichtungen.

Einen ganz besonderen Erfahrungsschatz erhielt ich insbesondere in den ersten 25 Jahren meiner Berufsbiografie. Ich begleitete und unterstützte Kinder und ihre Mütter, die in ihren Familien häufig über viele Jahre hin von Gewalt betroffen waren. Schon hier habe ich mich sehr intensiv damit beschäftigt, wie Kinder gefördert werden können, um starke Persönlichkeiten zu werden, die für sich gut sorgen und für ihr Verhalten Verantwortung übernehmen können. Das Thema Partizipation liegt mir daher ganz besonders am Herzen. Mädchen und Jungen entdecken die Welt voller Neugier und Interesse. Mitentscheiden und Mithandeln - von Anfang an - schafft Selbstvertrauen und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Es gibt ihnen die Möglichkeit zu erfahren, wie jede Person für sich sorgen kann und Verantwortung für das eigene Tun und Handeln übernimmt. Selbstwirksamkeit und Einstehen für das eigene Wohl wächst. Und es fördert das Erleben und Mitgestalten von Gemeinschaft. Partizipation und demokratisches Miteinander stärkt Kinder in ihrer Persönlichkeit und Gleichwertigkeit.

 

 

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Christina Bokelmann

Mein Name ist Christina Bokelmann. Seit 2003 arbeite ich als staatlich anerkannte Erzieherin und seit 2017 als ausgebildete Multiplikatorin für Partizipation und Demokratiebildung in Kitas. Meine Schwerpunkte in der pädagogischen Arbeit ist die partizipative und demokratiebildende Kita- Arbeit, als auch die U3 Betreuung. Während meiner Arbeit mit den Kindern unterschiedlichster Altersstufen, faszinierten mich schon jeher die Blickwinkel der Kinder zu den unterschiedlichsten Themen. Ihre Aneignung der Welt, als auch ihre Sicht der Dinge, bereicherten meine pädagogische Arbeit insoweit, dass ich mich im Jahre 2006 entschloss, meine Ausbildung zur Multiplikatorin für Partizipation und Demokratiebildung zu absolvieren.

Da Partizipation in den Köpfen der Erwachsenen beginnt, würde ich mich freuen, Ihre Kita auf dem Weg begleiten zu dürfen, ein Ort der Förderung von Engagement zu werden. Anhand von vielfältigen praxisnahen Methoden und Beispielen haben Sie die Möglichkeit partizipative und demokratiebildende Handlungskompetenzen für Ihre pädagogische Arbeit erlernen. Diese sind stets im Einklang mit Ihrer persönlichen Kita-Struktur. Die Kinder Ihrer Kita profitieren von dieser pädagogischen Ausrichtung, indem sie gesellschaftliches Engagement erlernen, erste Demokratieerfahrungen machen dürfen und sich dabei mit viel Spaß und Freude ihre Persönlichkeit weiterentwickelt.

 

 

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Kerstin Werner-Schlüter

Vor meiner freiberuflichen Tätigkeit als Supervisorin, Coach und Dozentin habe ich viele Jahre als Pädagogin und Kita-Leitung gearbeitet, somit liegt mir die Arbeit mit pädagogischen Fachkräften besonders am Herzen. Ich freue mich schon sehr darauf, in einen lebendigen Austausch und in die Konzeptarbeit mit den Kita-Teams einzusteigen.

Partizipation ist mehr, als einfach nur mitmachen zu dürfen! Der polnische Pädagoge Janusz Korczak (1878-1942) fasste es mit wenigen Worten zusammen. „Kinder sollen so sein dürfen, wie sie sind. Sie haben das Recht, ihr Leben selbst zu bestimmen.“ Bei der Überprüfung des Kita-Alltags werden viele Fachkräfte wahrscheinlich erstaunt sein, wie viele kleine und große Entscheidungen tagtäglich getroffen werden müssen. Wahrscheinlich wären sie noch viel erstaunter darüber, wer in welchem Maße an den Entscheidungsprozessen beteiligt ist. In der Regel werden, wenn meist auch unbewusst, die meisten Entscheidungen von Erwachsenen getroffen.

Das Modellprojekt ‚Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an‘ bietet eine besondere Möglichkeit sich als Kita-Team gemeinsam auf den Weg zu machen, Bestehendes zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln.

 

 

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Bettina Huhn

Ich bin Diplom-Kulturpädagogin, Theaterpädagogin BuT, Lese- und Literaturpädagogin BVL, Multiplikatorin des Landes NRW für alltagsintegrierte Sprachbildung und Beobachtung im Elementarbereich. Seit 25 Jahren bin ich zu vielen unterschiedlichen Themenbereichen bundesweit in Aus-, Weiterbildung und Lehre tätig. Zusätzlich bin ich Fachkraft für Sprachbildung in einer Kindertageseinrichtung in Bielefeld.

Das Thema Partizipation begleitet mich von klein auf: im Kindergarten, wenn keinerlei Rücksicht auf die Wünsche und Bedürfnisse von uns Kindern genommen wurden; Zuhause, wenn ich bei Entscheidungen, die mich betrafen noch nicht einmal angehört wurde oder in autoritären und direktiven Arbeitszusammenhängen. Immer drängten sich mir dann diese Fragen auf: Warum werde ich nicht gesehen und nicht ernst genommen? Was kann ich gegen diese Ohnmachtsgefühle tun?

In der weiterführenden Schule erkannte ich dann schnell, dass die Schülervertretung ein geeignetes Gremium sein kann, um Belange von uns Schülern in den Fokus zu rücken oder dass man mit friedlichen Demonstrationen Aufmerksamkeit erlangen und vielleicht etwas bewegen kann und ich engagierte mich entsprechend.

Als ich dann begann Seminare und Teamfortbildungen zum Thema Partizipation zu geben, überraschte es mich, dass ich bei den Teilnehmer*innen auf viel Zurückhaltung und Widerstände stieß und das Partizipation von Kindern häufig mit antiautoritärer Erziehung gleichgesetzt wurde. Dabei wurde mir immer deutlicher, dass Partizipation ein Prozess ist, der immer bei einem selbst, bei den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen und der eigenen Haltung ansetzt. Ich muss Stellung beziehen und mich meinen Ängsten und Befürchtungen stellen; eventuell Macht abgeben, wenn ich partizipativ arbeiten möchte und mich einlassen auf eine demokratische Zusammenarbeit. Jede/r hat das Recht auf Mitbestimmung und das beginnt in pädagogischen Zusammenhängen bei den Kindern im U3 Bereich der Kindertageseinrichtungen. Daran mitwirken zu können, ist für mich wichtig und reizvoll.

 

 

 

 

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Christin Füchtenschneider

 über 12 Jahre lang war ich als Einrichtungsleitung tätig und habe in dieser Zeit berufsbegleitend meine Ausbildungen zur Systemischen Beraterin (DGSF zertifiziert) und zur Supervisorin (SG) absolviert. Zuvor habe ich mein Studium Pädagogik der Kindheit abgeschlossen. Zuletzt habe ich meine Grundausbildung „Gewaltfreie Kommunikation“ (nach Marshall Rosenberg) Anfang 2022 beendet.
Seit 2018 bin ich als Referentin für Kita Teams zu verschiedenen pädagogischen Themen aktiv.
Die Qualität in Kitas beschäftigt und begleitet mich seit vielen Jahren, dies war auch jahrelang meine Motivation und mein Antrieb als Kita Leitung. Gern habe ich gesagt: „Glückliches Team = Glückliche Kinder = Glückliche Eltern". Natürlich ist das sehr plakativ dargestellt und gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass ein kompetentes und fachliches Team die Grundlage für eine Qualitätssicherung in einer Kita bildet.  Die Haltung den Kindern und Eltern gegenüber, die eigene Reflexionsfähigkeit, Interesse an Weiterentwicklung – um nur ein paar Dinge zu nennen, die für mich von Bedeutung sind, wenn ich an ein Kita Team denke. Damit mir dies gelingen konnte, habe ich mich auf den Weg gemacht und selbst stets weitergebildet und entwickelt.

Besonders das Denken und Handeln von Janusz Korczak hat mich sehr geprägt. Partizipation in der Kita auf Grundlage der Bedürfnisorientierten Pädagogik bestimmen seit vielen Jahren meine pädagogische Ausrichtung.
Damit Partizipation in einer Kita gelingt, muss das pädagogische Team seine Grundhaltung gegenüber Kindern und Eltern überdenken, festlegen, stets reflektieren und optimieren. Sollen Kinder an ihren Bildungsprozessen aktiv mitgestalten, ihre Ideen für den Alltag einbringen und Entscheidungen für sich und die Gruppe treffen, brauchen Kinder jemanden an ihrer Seite, der ihnen Orientierung bietet und sie ermutigt, zu ihrer Meinung zu stehen. Damit Kinder eine Kita als sicheren und geborgenen Ort erleben, braucht es einfach ein starkes Team. Dies ist meine Motivation und mein Ansporn, Gutes in die Kita Welt zu geben.