Was ist Partizipation in der Kita?

Bild Mädchen mit erhobenem Zeigefinger

„Partizipation“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Teilhabe“, also etwas zu bekommen, was auch andere haben. Der Begriff wird besonders dann benutzt, wenn das Zusammenleben in der demokratischen Gesellschaft beschrieben wird. Entscheidungen, die getroffen werden müssen, werden in partizipativen Strukturen nicht von einzelnen, sondern von der Gemeinschaft getroffen.


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Wenn von Partizipation in pädagogischen Kontexten gesprochen wird, haben Kritiker*innen schnell das „laissez faire“-Prinzip im Kopf und fürchten sich vor tyrannischen Kindern und dem eigenen Autoritätsverlust. Demokratische Teilhabe und Partizipation haben aber nicht das Ziel, den Egoismus Einzelner zu fördern, sondern das Gefühl für die Gemeinschaft zu stärken. Wer in einem demokratischen Prozess Ideen einbringt, die am Ende nicht realisiert werden, wird lernen, mit Kompromissen umzugehen. Kinder, die aufgefordert werden, eigenständig Entscheidungen zu treffen und dabei von Erwachsenen begleitet werden, lernen, Verantwortung für sich und andere zu tragen. Dies sind Eigenschaften, die in der Demokratie wichtig sind. Denn Demokratie ist mehr, als Politik und Regierung. Sie ist vor allem eine Lebensform (John Dewey, Philosoph und Pädagoge), in der respektvoll mit dem Gegenüber umgegangen wird. Menschen werden jedoch nicht als Demokrat*innen geboren, sondern müssen Demokratie erst lernen (Oskar Negt, Sozialphilosoph). Die Kita als erster öffentlicher Ort, an dem Kinder mit anderen Menschen außerhalb der eigenen Familie den Alltag erleben, eignet sich besonders gut für Demokratiebildung.

Aus diesem Grund ist in den Bildungsplänen und –gesetzen fast aller Bundesländer in Deutschland verankert, dass Kindern in Bildungseinrichtungen Teilhabe an Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen, ermöglicht werden soll. Auch in der Kinderrechtskonvention der Vereinigten Staaten ist in Artikel 12 die Berücksichtigung des Kindeswillens in allen Angelegenheiten, die das Kind betreffen, geregelt.

Denn mit Demokratiebildung ist die Zuversicht verbunden, die Gesellschaft vor Extremismus und menschenfeindlichen Ideologien schützen zu können. 

 

Partizipation kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und wird zum Teil als ein reines „mitmachen dürfen“ missverstanden. Es geht bei Partizipation jedoch darum, zu verstehen und Kindern zu vermitteln, dass es ein Recht auf Beteiligung gibt, welches über das reine Anhören oder Einbeziehen des Gegenübers hinausgeht. Kinder haben das Recht darauf, bei Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben in der Gemeinschaft betreffen, sowie an der Lösungsfindung beteiligt zu werden. 

Junge telefoniert mit Dosentelefon

Die Basis für Mitbestimmung ist die Information und das Anhören aller unterschiedlichen Perspektiven zu einem Thema. Diese erste Vorstufe der Partizipation stellt die Grundlage für spätere Beteiligungsprozesse dar. In ihr liegt eine große Verantwortung für Erwachsene: alle Informationen, die zur Entscheidungsfindung benötigt werden, müssen unvoreingenommen und kindgerecht zur Verfügung gestellt werden. Fachkräfte und Eltern müssen sich bewusst darüber sein, dass sie in einer Machtposition sind und durch ihre Kommunikation (unbewusst) Einfluss auf das Kind ausüben. Es gilt, Kindern zuzuhören und sie offen nach ihren Meinungen und Ideen zu fragen.  

„Möchtet ihr diese Woche in der Turnhalle mit dem Ball oder mit dem Tuch spielen?“ gibt beispielsweise erst einmal den Anschein, dass die Kinder sich an der Entscheidungsfindung, wie die Zeit in der Turnhalle gestaltet werden soll, beteiligen können. Wichtig ist, dass diese Entscheidung dann auch respektiert und umgesetzt wird. Eine offene Fragestellung wie „Welche Ideen habt ihr für unsere nächste Stunde in der Turnhalle?“ gibt den Kindern darüber hinaus auch das Gefühl, gehört zu werden und rückt den Beteiligungsprozess näher an die individuellen Bedürfnisse der Kinder. Vielleicht haben die Kinder ja in dieser Woche weniger Lust auf Toben und wollen eine Traumreise machen? Oder das Fangspiel von vor drei Wochen hat ihnen so gut gefallen, dass es mal wieder Zeit für eine Wiederholung wird? Lassen Sie sich überraschen und bleiben Sie offen für die Anregungen der Kinder.
 

Entscheidungen, die die Gruppe betreffen, werden gefällt, nachdem in einem offenen Prozess alle Argumente und Standpunkte, Ideen und Erfahrungen ausgetauscht wurden. Dies kann Themen wie den Essensplan, den Tagesablauf, ein neues Projekt, die Gestaltung der Räumlichkeiten oder viele weitere Themen betreffen. In partizipativen Gemeinschaften haben alle Beteiligten das gleiche Stimmrecht. Für die Kita bedeutet das: Jedes Kind hat eine Stimme, genau wie die Erwachsenen auch. Alternativ kann es auch einen Konsens geben, der von allen mitgetragen wird. Gibt es keinen Konsens, bedeutet das, dass mindestens eine Person überstimmt wird. Das pädagogische Personal ist wichtiger Begleiter in diesen für Kinder emotionalen Situationen. Das Aushalten von Entscheidungen, die nicht den eigenen Willen treffen, muss erst erlernt werden. Ebenso wichtig ist die Erfahrung von Selbstwirksamkeit in solchen Situationen, in denen die eigenen Ideen angehört und umgesetzt werden. Kinder werden so gestärkt und erlernen, dass sie mit herausfordernden und komplexen Situationen umgehen und diese bewältigen können. Die so erworbene Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ist eine wichtige Eigenschaft im Leben von Kindern und Erwachsenen.

Mitbestimmung in der Kita erfordert klare Regeln, die durch das pädagogische Team festgehalten werden und mit Eltern abgestimmt sein sollten. An der Erarbeitung der Regeln können Kinder in einem bestimmten Maße sicherlich beteiligt werden. Besonders durch die „Kinderstube der Demokratie“, einem Modellprojekt des Deutschen Kinderhilfswerks und des Instituts für Partizipation und Bildung in Schleswig-Holstein sind Beteiligungsformen wie Kinderparlament und Kinderrat in den Fokus von Kitaleitungen gerückt. Diese parlamentarischen Strukturen orientieren sich an Abstimmungsprozessen in der Politik: In regelmäßigen Abständen treffen sich gewählte Vertreter*innen aus allen Gruppen und sprechen über die Themen, die ihnen wichtig sind. Dabei sind immer auch Fachkräfte anwesend, um zu beraten und zu dokumentieren. Die Ergebnisse dieser Gremienarbeit werden für alle Kinder sichtbar gemacht und besprochen. Alternativ zu repräsentativen Gremien wie einem Kinderparlament können auch Ausschüsse zu bestimmten Themen gebildet werden, in denen sich die Kinder einbringen, die Freude an dem Thema haben. Beispiele dafür sind die Umgestaltung des Außengeländes oder die Organisation eines Familienfests.

Anders als in Erwachsenen-Gremien ist in Kinder-Gremien wichtig, dass Einflussnahme beispielsweise durch Eltern nicht erwünscht ist. Außerdem ist es besonders für jüngere Kinder wichtig, zu sehen, worüber gesprochen wird. Wenn beispielsweise diskutiert wird, wo die Kuschelecke eingerichtet werden soll, hilft es Kleinkindern nicht, wenn sie dabei im Büro der Kitaleitung sitzen. Eine Begehung der Räumlichkeiten kann hier hilfreich sein. Abhängig vom Thema kann auch der Morgenkreis oder eine andere Begegnungsform, an der alle Kinder teilnehmen, zur Entscheidungsfindung genutzt werden. Dies hat insbesondere den Vorteil, dass jedes Kind eine Stimme hat und nicht über „Delegierte“ gewählt wird, sodass sich niemand ausgeschlossen fühlt.
 

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Abstimmungsmöglichkeiten sind neben dem klassischen Handzeichen auch eine Ampelabstimmung, das Ablegen von symbolischen Stimmen wie Steinen oder Spielfiguren auf Bildern, eine geheime Abstimmung, die Abstimmung per Fingerabdruck oder das Beziehen einer physischen Position im Raum, wobei jeder Ort für eine andere Meinung steht.

 

Partizipation geht jedoch weit über das Mitbestimmen in der Gruppe zu Themen, die das Leben in der Gemeinschaft betreffen, hinaus. Während Mitbestimmung ein Aushandlungsprozess mit einer Gruppe ist, bedeutet Selbstbestimmung das Abwägen von Entscheidungsmöglichkeiten, die das eigene Leben betreffen. Das Kind hat die Möglichkeit, nach den eigenen Bedürfnissen zu entscheiden und wird dabei gegebenenfalls von Erwachsenen beraten. Selbstbestimmungsmöglichkeiten gibt es insbesondere bei den Grundbedürfnissen Essen, Schlafen, Kleidung und Sauberkeit. Aber auch das freie Spiel stellt eine Form von Selbstbestimmung dar. 

Erwachsene zögern oft und möchten Kinder nicht überfordern. Andere sehen ihre Fürsorgepflicht in einem elementaren Konflikt zur Gewährung von Selbstbestimmungsrechten. Aus diesem Grund ist es wichtig, Eltern über das partizipative Konzept der Kita zu informieren und ständig im Austausch über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes zu bleiben. 

Besonders die Selbstbestimmung von Kleinstkindern unter 3 Jahren kann eine Herausforderung sein. Sie sind von Erwachsenen abhängig und mitunter noch nicht in der Lage, zuhause über das Tagesgeschehen zu berichten. Daraus entsteht ein Machtgefälle, dem sich Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen zunächst bewusst werden müssen. Der respektvolle Umgang mit Kindern ermöglicht, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und so Macht zurückzugeben. Kinder haben nach aktuellen Forschungserkenntnissen bereits bei der Geburt ein Gefühl dafür, was sie brauchen, um sich zu entwickeln (Gerlad Hüther, Neurobiologe). Die Pikler-Pädagogik (Emmi Pikler, Kinderärztin) geht davon aus, dass sie den Erwachsenen durch Körpersignale wie das Öffnen der Hand, das Spitzen des Mundes oder auch Schreien mitteilen können, wie diese Bedürfnisse aussehen. 
 

Partizipation in den Kita-Alltag einzuführen, klingt zunächst nach einer immensen Mehrbelastung neben all den vielfältigen Aufgaben, die Erzieher*innen bereits leisten. Rüdiger Hansen und Reingard Knauer vom Institut für Partizipation und Bildung zeigen in ihrem Projekt „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ eindrucksvoll, dass es gar keiner Einführung von Gremien braucht, um Partizipation in der Kita umzusetzen. Kinder, die von Geburt an helfen und am Leben der Erwachsenen beteiligt werden wollen (Michael Tomasello, Anthropologe), können zunächst einfach mehr am alltäglichen Geschehen in der Kita mitwirken. 
 

Cartoon zum Thema Namensfindung im Kindergarten

Nicht selten ist die Kita ein geschützter Ort für Kinder, an dem sie spielen, experimentieren und lernen können. Fachkräfte versuchen, Partizipation künstlich zu erzeugen, indem sie Themen auswählen, zu denen die Kinder befragt werden. Hier wird auch deutlich, warum das Thema Partizipation als Zusatzaufgabe empfunden wird. Das Ziel sollte jedoch sein, Kinder so viel wie möglich an allem, was in der Kita zu tun ist, zu beteiligen. Der Tisch muss gedeckt werden? Kinder können zählen, wie viele Teller und Becher benötigt werden und diese vor den Stühlen aufstellen. Es gibt Streit um die Bauklötze? Kinder finden sicherlich eine gerechte Lösung, wenn sie aufgefordert werden, sich gemeinsam Gedanken dazu zu machen. Manche Kinder wollen nicht schlafen, andere brauchen jedoch ihre Mittagsruhe? Fragen Sie die Kinder, was gemeinsam getan werden kann, damit alle Kinder am Ende des Tages glücklich nach Hause gehen können.

Der Kita-Alltag bietet Kindern so viele spannende Fragen, Herausforderungen und Themen, dass das künstliche Erzeugen von Partizipations-Projekten gar nicht notwendig ist. Fachkräfte benötigen lediglich ein Gespür dafür, wann Kinder ihnen helfen wollen und wo sie Situationen und Diskussionen moderieren müssen. Außerdem sind sie dafür verantwortlich, den Kindern alle wichtigen Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie zur (gemeinsamen) Entscheidungsfindung benötigen. Wenn Partizipation als ein Beteiligtwerden am Alltäglichen verstanden wird, wird auch deutlich, dass bereits Kinder im Kleinkindalter partizipieren können. Soziale, emotionale und motorische Bildungsprozesse werden ganz nebenbei angestoßen (Gerd Schäfer, Pädagoge der frühen Kindheit). 
 

Kinder nutzen eine Beschwerdebox für ihre Anliegen

Mit dem Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes am 01.01.2012 sind Kitas dazu verpflichtet, geeignete Verfahren der Beteiligung und der Beschwerde einzurichten. Besonders der Begriff „Beschwerde“ ist jedoch in der Praxis negativ behaftet. Beschwerden werden häufig als persönliche Angriffe wahrgenommen. Dabei sind sie eine gute Möglichkeit, wertvolle Rückmeldungen zur eigenen Arbeit zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, die negativen Assoziationen abzulegen und Beschwerden als wichtige Inputs für die Qualität der pädagogischen Arbeit zu betrachten (Ursula Winklhofer).

Kinder haben jederzeit das Recht, sich über alles zu beschweren, was sie bedrückt oder ihnen Sorgen macht. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Beschwerde plausibel ist oder nicht. Dies sollte gegenüber allen Fachkräften und auch den Kindern deutlich kommuniziert werden.

Eine Beschwerde ist bei Kindern nicht immer sofort als solche erkennbar, da sie ihren Unmut vielfältig zum Ausdruck bringen, z.B. durch Weinen, Schreien oder Zurückziehen (Rüdiger Hansen & Prof. Dr. Raingard Knauer). Das Erkennen von Beschwerden erfordert viel Feingefühl, Beziehungsarbeit und Interpretation. In der Praxis können Kinder mit der Hilfe von pädagogischen Fachkräften lernen, ihren Unmut zu artikulieren. Es wird zwischen zwei Formen der Beschwerde unterschieden: Verhinderungsbeschwerden sollen Grenzüberschreitungen, die die Kinder wahrnehmen, verhindern. Das Signal lautet „Stopp, hör auf damit!“. Ermöglichungsbeschwerden nutzen Kinder dazu, Veränderungen herbeizuführen oder eine neue Situation herbeizuführen.

Darüber hinaus sollten die Kinder wissen, an wen sie sich mit ihrer Beschwerde richten können. Aus diesem Grund ist es ratsam, verschiedene Beschwerdestellen in der Kita anzubieten, wie zum Beispiel eine tägliche Kinderkonferenz oder ein Zeitfenster im Morgenkreis. Doch nicht alle Beschwerden können und sollten in einer größeren Runde besprochen werden. Kinder sollten sich daher auch mit ihren Anliegen direkt an die Fachkräfte wenden können. Da oft die Eltern die erste Anlaufstelle für Beschwerden sind, ist es zudem ratsam, die Eltern von Beginn an in den Beschwerdeprozess mit einzubeziehen. Um Kinder vor Machtmissbrauch oder Grenzverletzungen durch Erwachsene zu schützen, sollte zusätzlich ein gesonderter Beschwerdeweg zugänglich sein, beispielsweise über die Kita-Leitung. Elementar wichtig sind ein sensibler Umgang und eine vertrauensvolle Atmosphäre für Kinder und Fachkräfte.

Beschwerden sollte stets in einem „geschützten, öffentlichen Rahmen“ (Rüdiger Hansen & Prof. Dr. Raingard Knauer) behandelt werden. Hierfür bedarf es eines geregelten und transparenten Verfahrens, das auch für die Kinder verständlich ist und diese einbezieht. Das sich beschwerende Kind sollte in den Lösungsprozess stets eingebunden sein und darüber entscheiden dürfen, wie mit seiner Beschwerde verfahren wird. Jedes Beschwerdeverfahren sollte zudem dokumentiert werden. Nicht immer kann im oftmals stressigen Kita-Alltag sofort auf eine Beschwerde eingegangen werden. Die Situation in einem Beschwerdeprotokoll festzuhalten, verhindert, dass die Beschwerde vergessen wird und dient als wichtiges Reflexions- und Qualitätsinstrument für die Fachkräfte. Besonders diese stehen vor der Herausforderung, im Beschwerdefall auch mit Kolleg*innen über Grenzverletzungen zu sprechen. Dieser Balanceakt zwischen professioneller Bearbeitung einer Beschwerde und kollegialer Zusammenarbeit sollten Leitungskräfte begleiten, um Konflikte zu vermeiden.

Das Einrichten von Beschwerdeverfahren fordert viel Zeit und Aufwand. Jedoch ist es wichtig, dass Kinder früh lernen, dass sie das Recht haben, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Dies trägt zum einen zum Schutz der Kinder und zum anderen zum Erlernen von Meinungsäußerung und Teilhabe bei.

 

 

Beteiligungsmöglichkeiten in der Kita sind vielfältig. Wenn der Stein erst einmal ins Rollen geraten ist, werden Kinder und Erwachsene immer weitere Situationen ausfindig machen, in denen die Kinder sich und ihre Meinung einbringen dürfen. Nichtsdestotrotz sind die Möglichkeiten von Partizipation nicht grenzenlos. Zum einen gilt es natürlich, das einzelne Kind nicht zu überfordern. Lev Vygotskil (Psychologe) verweist auf die Spanne zwischen dem, was Kinder bereits können und verstehen und ihrem Potenzial. Pädagogische Fachkräfte können erkennen (lernen), ob Aufgaben und Mitwirkungsmöglichkeiten, die sie den Kindern eröffnen, in dieser „Zone der nächsten Entwicklung“ liegen und damit zur Weiterentwicklung beitragen. Bei Mitbestimmungsprozessen in der Gruppe sollten insbesondere langatmige Abstimmungsprozesse zu sich wiederholenden Themen vermieden werden – hier können festgeschriebene Partizipationsregeln helfen. Bei Selbstbestimmungsprozessen, die das einzelne Kind betreffen, ist von Pädagog*innen zu berücksichtigen, dass das Kindeswohl nicht immer auch dem Willen eines Kindes entspricht.

Aber auch die Fachkräfte dürfen nicht überfordert werden. Denn wie oben beschrieben bedeutet Partizipation keineswegs eine Übertragung aller Entscheidungsgewalt auf das Kind. Vielmehr begleiten Erwachsene den Entscheidungsprozess und helfen dabei, sich ein Urteil bilden zu können. Sie müssen ständig analysieren, wo das einzelne Kind steht und wie es am alltäglichen Kita-Leben beteiligt werden kann. Das bindet vor allem bei ungeübten Fachkräften Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen könnten. Hier gilt es, gute Absprachen im Team zu treffen, im ständigen Austausch zu sein und eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Vor allem sollte Partizipation nicht im „Hauruck“-Verfahren über alle Prozesse in der Kindertageseinrichtung gelegt werden. Themenfelder und Alltagssituationen sollten auf ihre Partizipationsfähigkeit überprüft und entsprechend priorisiert werden. Fachkräfte sollten sich untereinander dazu austauschen und, wenn möglich, Hilfe durch eine*n erfahrene*n Trainer*in holen, um das eigene Handeln ständig zu reflektieren. Nach und nach kann so Partizipation Einzug in den Kita-Alltag halten.